Freut euch des Lebens,
weil noch das Lämpchen glüht!
Pflücket die Rose,
eh sie verblüht!
Wir wollen lieben Gottes Wort
Weib, Kind und Eltern immerfort
mag auch die märkische Ritterschaft
mehr lieben ihren König
Freut euch des Lebens…
Wir wollen glauben mit Vernunft
und nicht den Zwang der Pfaffenzunft;
die fahre nach Jerusalem
mit ihrem Ritter Bunsen.
Freut euch des Lebens…
Wir wollen das, was Christus lehrt,
was Recht und Licht auf Erden mehrt.
Bewundere Pfaff und Schneiderzunft
den heiligen Rock zu Trier.
Freut euch des Lebens…
Wir wollen für die Weber Brot,
für keinen Deutschen Durst und Not,
dann mag von dem was übrig bleibt,
der Rothschild Austern schlürfen.
Freut euch des Lebens…
Wir wollen, daß ein jeder frei
und schon hienieden glücklich sei,
und gönnen ewige Seligkeit
schon hier Berliner Muckern.
Freut euch des Lebens…
Wir wollen nicht Spionierei,
noch auch geheime Polizei,
daß sich nicht setzt in unseren Pelz
ein Polizeirat Dunker.
Freut euch des Lebens…
Wir wollen unser deutsches Recht,
das römische finden wir gar schlecht;
wir wollen nicht den Savigny
auch mit dem neuesten Kodex.
Freut euch des Lebens…
Wir wollen deutsche Wissenschaft,
die für das Volk was Gutes schafft,
und die lateinischen Klassiker,
die lassen wir dem Tauchnitz.
Freut euch des Lebens…
Wir wollen endlich Preßfreiheit,
so wie sie kommt zu unserer Zeit:
„Es ist die mildeste Zensur“
nach Dahlmann selbst „ein Übel“.
Freut euch des Lebens…
Wir wollen, frei soll Elb´ und Rhein,
der deutsche Markt soll sicher sein,
damit John Bull und auch Mynheer
uns länger nicht nasführen.
Freut euch des Lebens…
O halt den Nacken nicht so krumm,
halt, Michel, dich nicht selbst für dumm!
Sprich, Michel, keck: Ihr anderen habt
das Pulver nicht erfunden.
Freut euch des Lebens…
Gott sei uns gnädig immerdar!
Gott schenk´ ein frohes neues Jahr
auch dem, der für das Vaterland
in Bann und Kerker schmachtet.
Freut euch des Lebens…
18. Oktober 1844
Auf die Melodie von Freut Euch des Lebens