Alt – Hannover wurde mit dem von Napoleon gegründeten Königreich Westfalen vereinigt. Im Oktober ernennen die Franzosen Hoffmanns Vater zum Bürgermeister des Cantons ernannt, der aufgrund seines Bemühens um Ausgleich bei den Franzosen angesehen ist, der ältere Bruder Daniel wird Mairie -Sekretär. „Beide Stellungen waren nur bedeutend durch die Ehre und die Gelegenheit, amtlich viel Schlimmes abzuwenden und viel Gutes zu veranlassen und zu fördern.“
Und die neue Regierung brachte viele Vorteile, im Bürgertum herrschte Aufbruchstimmung: Hoffmann schreibt, Hannover hatte durch die Franzosen „Gleichheit vor dem Gesetz, mündliches und öffentliches Gerichtsverfahren, Schwurgerichte, allgemeine Konskriptions- und Steuerpflichtigkeit, freie Ausübung der verschiedenen Religionsgemeinschaften, gleiche Berechtigung der öffentlichen Ämter, Trennung von Justiz und Verwaltung, und hatte – keine Hörigkeit, keine Frohnden und Zehnten, keine Privilegien und keinen Adel. Bürger und Bauern hatten das Schlecht schnell kennen gelernt, aber das Gute noch viel schneller.
Sie wußten, daß Sie sich überall einer anständigen Begegnung von seiten der Behörden zu versehen hatten, daß ihre Klagen und Beschwerden gehört werden mußten, daß ihre Prozesse schnell und billig entschieden wurden, daß sie mit einem weiland bevorrechteten Stande in gleichen Rechten und Verpflichtungen standen. So lernten sie allmählich ihre Würde als Menschen fühlen und ihre Stellung als Staatsbürger begreifen.
Die hannoversche Junker- und Beamtenherrschaft war verschwunden mitsamt ihren langstieligen, groben, halblateinischen und eben deshalb unverständlichen Erlassen, ihren Bütteln und Hundelöchern, ihren Schandpfählen und Folterkammern, Galgen und Rad.“ Die Bürger waren mit den gleichen Rechten ausgestattet, jeder wurde mit „Mein Herr“ angeredet.
Die Haltung der Bevölkerung der neuen Herrschaft gegenüber war zwiespältig, der Glaube an den Bestand der reformen war noch nicht sehr gefestigt. Gleichzeitig wurden durch Napoleons Kontinentalsperre gegen England bestimmte Waren knapp und die Preise stiegen, gleichzeitig hatte die Bevölkerung unter Soldatenaushebungen und hohen Abgaben zu leiden, nach Schilderung Hoffmanns noch viel mehr als unter der alten Regierung.
Außerdem gab es jetzt eine politische Polizei: „Das öffentliche Politisieren hörte auf. Von Braunschweig wußten wir, wie gefährlich es war und werden konnte. Mancher büßte für eine unbefangene Äußerung in den Gefängnissen zu Kassel. Die geheime Polizei nämlich , diese saubere napoleonische Einrichtung, war auch in Westfalen eingerichtet und zählte mehr Eingeborene als Fremde unter ihren Helfern und Helfershelfern – ewige Schmach für den deutschen Namen !“ Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, Flugblätter und Anzeigen standen unter Zensur. Zwar wurde unter der Junkerherrschaft gefoltert und gemordet, aber deren Macht war offensichtlich so groß, daß sie weder eine geheime Polizei noch Zensur brauchten.
„Jetzt lernten wir sie in ihrer ganzen Bedeutung kennen: beide waren die besten Mittel zur gänzlichen Unterdrückung der Wahrheit und jeder vaterländischen und freisinnigen Regung. Die geheime Polizei verbreitete Furcht und Schrecken in allen Kreisen der Gesellschaft..“