Du deutscher Bienenschwarm,
O, daß sich Gott erbarm´ !
Was hast du alles schon gemacht!
Du mühst und quälst dich Tag und Nacht,
und bringst es doch nicht weiter.
Du Volk voll Industrie,
voll Geist und Poesie,
du dringst in Kunst und Wissenschaft
und holst heraus den besten Saft
und füllest deine Zellen.
Du edle Nation !
Was aber ist dein Lohn?
Sind deine Waben voll und schwer,
so kommt ein fremder Zeidelbär
und holt dir deinen Honig.
Und ist zerstört dein Haus,
was machst du dir daraus?
Du fängst von neuem an zu bauen
und holst im stillen Gottvertrauen
dir wieder neuen Honig.
Und sind die Waben voll,
kommt wieder, blind und toll
ein neuer fremder Zeidelbär,
wohl gar der Moscowiter her,
und holt dir deinen Honig.
So geht es allezeit,
jetzt und in Ewigkeit:
Wir mühen uns alle Tag und Nacht,
und haben wir dann was vollbracht,
So ist´ s nur für die Bären.
O deutscher Bienenschwarm!
O, daß sich Gott erbarm´ !
Die Weltgeschichte zeigt es klar,
daß so es ist und immer war:
Wir sind und bleiben Bienen.
12. Juni 1843, Des heiligen Römischen Reichs Bienenkorb
Melodie: Jetzt schwingen wir den Hut
Anmerkung: Erklärbar ist aus heutiger Sicht manches, aber gefährlich wird es meiner Ansicht nach, wenn für Deutschland das Motiv der fleißigen Bienen als ein homogenes Volk verwendet wird (ein Bienenvolk ohne Drohnen, also ist der Schmarotzer nicht im Volk selber, wie in dem Gedicht „Entweder – oder“ vom 7. März 1842, siehe dazu auch “ Bienenlos “ , vom 18. April 1840) , besonders fies, wenn die gewählte Sprache dann noch so dicht am Kinderlied ist.
Drei Tage nach dem obigen Gedicht entsteht: “ Der christliche Staat „, vielleicht wurde Hoffmann, der seine neuen Texte immer wieder Freunden vortrug, freundlich auf diese Problematik hingewiesen ? (Der Herausgeber)