Brief von Adenauer an Theodor Heuss

Die Frage einer „National-Hymne“ ist in den vergangenen zwei Jahren wiederholt zwischen uns besprochen worden. Ich trage mich auch mit Zweifel an dem Gelingen, ihren Versuch, durch einen neuen Text, und durch eine neue Melodie über die unliebsamen Zwischenfälle hinwegzukommen, die bei der Wiedergabe oder bei dem Absingen des „Deutschland-Liedes“ sich ereignet haben, es sollte vermieden bleiben, hier einen neuen Streit in unser Volk zu tragen. Sie haben mir selber gelegentlich zum Ausdruck gebracht, daß Sie das Bemühen als gescheitert betrachten müssen….

Als das Kabinett Sie vor Monaten durch mich bitten ließ, sich für die dritte Strophe des „Deutschlandliedes“ zu entscheiden, gab ich zu, daß ihre damalige Gegenargumentation eine innere Berechtigung besaß….Es ist wesentlich der außenpolitische Realismus, der uns, Ihnen wie mir, nahelegen muß, die Entscheidung nicht weiter hinauszuzögern…

29.04.1952

Etwas zugespitzt heißt das doch, es gibt zwar gute Gründe gegen den Hoffmannschen Text, aber wir müssen ja nun mal eine haben, vor allem auch für das Ausland (was sollen sie denn singen in unseren Botschaften überall in der Welt ?), also nehmen wir halt diese.?