Als der Großherzog von Sachsen-Weimar die Finanzierung von Hoffmanns und Oskar Schades „Weimarischen Jahrbüchern für deutsche Sprache, Literatur und Kunst“ einstellte, mußte sich Hoffmann – nun schon 62 Jahre alt – abermals um eine neue Tätigkeit bemühen.
Durch Vermittlung seines Freundes Franz List und der Prinzessin Marie von Sayn-Wittgenstein, die in Weimar eine gute Freundin von Hoffmanns Frau Ida war, konnte der Herzog von Ratibor, Fürst von Corvey, dafür gewonnen werden, Hoffmann als Bibliothekar in Corvey fest anzustellen. Am L Mai I860 nahm Hoffmann seine neue Tätigkeit auf.
Im Frühjahr I860 schreibt Ida Hoffmann in einem Brief:
..In unserem stillen Leben hat sich eine freudige Veränderung zugetragen, Heinrich hat eine sehr angenehme Stelle als Bibliothekar in Corvey bekommen, das dem Herzog von Ratibor gehört. Heinrich war bereits 14Tage dort, und im April ziehen wir dorthin. Die Bedingungen sind sehr angenehm, im Schlosse freieWohnung und frei Feurung, nebst einem angemessenen Gehalt. Corvey liegt an derWeser, in einer herrlichen Gegend. 1/4 Stunde von Höxter, und eine Stunde von Holzminden. Die Bibliothek ist sehr bedeutend , 80 -100 000 Bände, alle elegant gebunden, und in 14 großen Zimmern in schönen Mahagoni-Schränken aufgestellt. Der Herzog wohnt in Schlesien auf seinen Gütern, und kommt nur dann und wann zum Besuch nach Corvey. Das Schloss ist sehr groß und schön, eine frühere Benedictiner Abtei, und 36 Zimmer, mit parkähnlichen Gärten umgeben. Heinrich ist sehr glücklich über diese frohe Wendung unserer Lage, ich bin es auch …
Heinrich ist auch diesen Winter sehr fleißig gewesen und hat alle seine Bücher gut verlegt in Leipzig. Sein Befinden ist ebenfalls gut, er sieht frisch und jung aus und hat besonders jetzt einen beneidenswerten Humor.“
Doch schon wenige Monate nach der Übersiedlung nach Corvey traf Hoffmann v. F. der schwerste Schlag seines Lebens.
Seine Frau Ida starb im Oktober I860 nach II glücklichen Ehejahren im Kindbett, nachdem sie ein totes Kind geboren hatte. Ihm blieb nur der Sohn Franz (geb. 1855), den er voller Liebe mit Hilfe seiner Schwägerin Alwine zum Berge in Corvey aufzog und der später auf der Kunstakademie Düsseldorf eine Ausbildung zum Landschaftsmaler erhielt.
Nur ganz allmählich fand Hoffmann nach dem Tod seiner Frau zu seiner alten Schaffensfreude und zu seinem Humor zurück. Er arbeitete erneut wissenschaftlich, dichtete neue Kinderlieder und schrieb die 6-bändigen Lebenserinnerungen „Mein Leben“. Seine Tätigkeit als Bibliothekar ließ ihm die Möglichkeit zu zahlreichen Reisen, mit denen er der Corveyer Einsamkeit zu entrinnen suchte. Die politische Entwicklung in Deutschland verfolgte Hoffmann v. F. aufmerksam, besonders Bismarks Politik der Reichseinigung sah er zunächst voller Skepsis, nach 1870/71 mit Zustimmung. Häufig veröffentlichte er politische Gedichte, die allerdings nie an die Wirkung seiner „Unpolitischen Lieder“ von 1840/41 heranreichten.
Im Januar 1874 erlitt Hoffmann v. F. in Corvey einen Schlaganfall, dem ein zweiter folgte. Er starb am 19. 1.1874. Bei seiner Beerdigung auf dem Klosterfriedhof von Corvey folgten 4000 Menschen dem Sarg des weithin bekannten Dichters. Am Neujahrstag 1874 – 19 Tage vor seinem Tod hatte er sein letztes Gedicht geschrieben.
Glückauf aus Finsternis und Nacht
und aus der Sorgen tiefem Schacht!
Glückauf aus allem Gram und Leid
Zum lichten Tag der Heiterkeit,
Daß sich das Herz der Sonn erschließt
Und wie die Blume in Freuden sprießt,
Und dankbar schaut den Himmel an,
Daß es noch lebt und froh sein kann. „