Der zweite Teil der Unpolitischen Lieder

Gleich zu Jahresbeginn erhält Hoffmann einen Brief von Campe:

„Für den zweiten Teil der U.L. sammeln Sie nur lustig zu. Die Zeit ist nicht poetisch, – sie gähnt wie ein vollgefressener Gourmand – der nur noch nach Pikantem greift – Hausmannskost reizt ihn nicht mehr; von allem ist genug da. Wenn der Lümmel gestachelt wird, dann erst regt er sich und wird wieder mobil.“ Und Hoffmann liefert pikantes, der zweite Teil der U.L. gerät um einiges schärfer, noch Jahre nach seinem Tode werden sie in Büchereien nicht ausgeliehen. Ein Geheimagent Metternichs schrieb Anfang 1841 an die Zentrale in Mainz:

„Erst seit ungefähr einem Jahr ist abermals eine politisch – literarische Macht entstanden, die zwar mit unsichtbaren Waffen ficht, aber um so tiefere Wunden den bestehenden Staatsverhältnissen schlägt, je weniger schmerzlich dieselben für den ersten Augenblick empfunden werden. Diese Waffe ist das satirisch – politische Lied, welchem durch Witz, Ironie, derber Anschauungsweise und Humor, für alle Klassen des Volkes eine unwiderstehlicher Reiz und darum ein Einfluß auf den Zeitgeist verliehen wird, der durch äußere Gewaltmittel kaum zu unterdrücken ist. Und dieser Einfluß wird um so größer und gefährlicher, je einfacher und volkstümlicher die Sprache des Liedes ist, und je wichtiger und geheiligter die Gegenstände sind, welche der Dichter zum Zweck seiner Angriffe wählt.“

Hoffmann von Fallersleben war derjenige unter den Dichter dieser Jahre, der diesen einfachen und volkstümlichen Ton am besten traf. Hierbei nutzt er sein Wissen als Germanist, und ist damit, wie Ludwig Uhland in seinen Rechtsvorstellungen, der sich auf jahrhundertealte Rechtstraditionen beruft, tief in der deutschen Geschichte verwurzelt. Der zweite Teil der unpolitischen Lieder beginnt wieder mit einem Motto:

Wir können es ja nicht lassen, daß wir nicht reden sollten, was wir gesehen und gehöret haben. (Apostelgeschichte 4, 20.)

Zum Glück der Wahrheit und unseres Vaterlandes fehlt es aber nicht an einer bis auf unsere Zeiten reichenden Zeugenwolke, die mit Mut, Kraft, Weisheit und Einsicht sich der guten Sache deutscher Menschheit angenommen, die Regenten mit Nachdruck ihrer Pflicht erinnert, durch Lehre und Beispiel den Lügen- und Verführungskräften des Despotismus entgegenstanden und -gearbeitet und diesen ihren Glauben und Überzeugung mit williger Aufopferung ihres zeitlichen sogenannten Glücks versiegelt haben. (Friedrich Karl Freiherr von Moser, Politische Wahrheiten, 1796. 1,126)