Zufriedenheit ist ein Vergnügen,
das kann Philistern nur genügen –
Ich lieb auf Erden Kampf und Streit.
„So sang ich mich hinein in das Neue Jahr 1848 und ahnte nicht, daß alle Welt unzufrieden mit ihren alten Zuständen sich anschickte, neue bessere zu erkämpfen. „Wer tanzen will, der steh nicht still, darf sich nicht lang besinnen; immer dreist und wohlgemut muß er das Ding beginnen.“, dichtete er in einem Kinderlied. So ruhig das Jahr auch begann für ihn in Holdorf, es wird ihm nicht entgangen sein, das da etwas in der Luft lag. Er wußte was los war im Lande, so viel wie er herum gereist war.
Die nächste Ausgabe seiner Kinderlieder veröffentlichte er mit dem doppeldeutigen Titel: „37 Lieder für das junge Deutschland – Vom Verfasser der Unpolitischen Lieder“. Plötzlich stellte er seine Kinderlieder in die Nähe seiner politischen Dichtung: Seht her Eltern, Eure Kinder singen die Lieder eines Verbannten. Im letzten Jahr in Lahr hatten sie dieses ja auch wirklich getan.
Auch in Berlin tat sich was. Bettina von Arnim wollte in ihrem neusten Buch einen Aufsatz über Hoffmann schreiben, sie bat ihn um Material. Er war jetzt langsam schon Legende in Deutschland. Und seine eigenen Gedichte wurden wieder schärfer. Mitte Februar, in Wismar sang Hoffmann bei einer Sitzung des „geselligwissenschaftlichen Vereins“ das Lied:
„Der Sommer ist gekommen für das deutsche Vaterland.
Frisch auf drum deutscher Michel,
jetzt nimm die Sens‘ und die Sichel !
Alle Welt fort ins Feld,
Frisch und froh wie ein Held !
Nimm die Sichel in die Hand,
und schneide, schneid‘ und ernte !
Und es war ein altes Lied, schon vom Jahre 1843, paßte aber, als ob es eben frisch gemacht wäre. Denn daß dies harmlose politische Leben seine Endschaft erreicht hatte, war vorauszusehen. Noch in Wismar erfuhr ich aus den Zeitungen schon von den Münchener Studentenunruhen und dem Umschwung der Dinge in Neapel.(…)
Den 19. Februar war ich wieder in Holdorf. Mit wachsender Teilnahme verfolgten wir den Gang der Begebenheiten. Schon Ende Februar erfuhren wir von den Unruhen in Paris und den 1. März, daß der König der Franzosen fort gejagt und die Republik ausgerufen sei.
Die politische Aufregung war bei uns sehr groß und wurde durch die wichtigen Berichte der Zeitungen täglich gesteigert. Was bisher in Mecklenburg geschah, schien uns zu wenig; wir wollten eine raschere, selbst mäßigen Wünschen genügendere Entwicklung. Leider waren damit unsere Freunde nicht einverstanden und einer meinte sogar, man müsse die Bewegung dämpfen.“
Dr. Schnelle und Hoffmann entwerfen am 8. März eine Petition, die sie von den 13 Tagelöhnern des Gutes unterzeichnen lassen.
„Am 14.März reiste ich nach Hamburg. Zunächst trieb mich dorthin der Wunsch, den politischen Nachrichten näher zu sein und auch die Volksstimmung kennenzulernen. Ich fand Gelegenheit mit und bei meinen Freunden und Bekannten viel neues zu erfahren, von Augenzeugen und aus Zeitungen. Am 19. März Mittags hörte ich zuerst von den Berliner Ereignissen und abends nach zehn Uhr auf dem Bahnhofe die Bestätigung.“