Sozialismus und Kommunismus

In seinen Briefen schreibt er mehr, so am 25.9.1846 aus Wetter an der Ruhr, an Rudolf Müller in Holdorf.

„Im Herzogtum Sachsen geriet ich in die religiösen Bewegungen hinein, im Bielefeldischen war ich nun mitten in den sozialistischen und kommunistischen. Jene konnten mich nicht weiter reizen, ich blieb ihnen so fern, wie ich es von jeher war. Diese hingegen ergreifen mich immer wieder von neuem, ich habe längst ihre Bedeutung erkannt und sehe darin eine weltbewegende Idee. Die westfälischen Kommunisten wollen wie die französischen und schweizerischen das Glück aller als letzten Zweck, also freie Entwicklung des Menschentums und Berechtigung zu gleichem Anteil an Genuß. Ein eigentliches System liegt ihren Bestrebungen nicht zum Grunde. Über die Mittel sind sie sich nicht einig, sie sehen aber alle in der Aufhebung des Privateigentums, in Gleichheit des Unterrichts und dem Gebrauche der Preßfreiheit ein Hauptmittel zur Erreichung ihrer Zwecke. Wenn diese drei Dinge erreicht sind, meinen sie, würde sich alles andere von selbst finden (…)Ihre Teilnahme betätigen sie jetzt hauptsächlich dadurch, daß sie über diese allgemeinen Ideen sprechen und streiten, unter sich und mit ihren Feinden, das Volk für diese Ansichten empfänglich, überhaupt bildungsfähig machen und durch freiwilligen Unterricht wirken (…)

Ob sich jemals ein so schöner Traum verwirklichen läßt – Ich bleibe lieber bei dem Erreichbaren stehen und halte es für menschenfreundlicher, etwas Gutes zu tun als nur ewig und allein zu denken (diese deutsche Eigentümlichkeit!), daß und wie man das Einzig-Beste tun wolle, und daß alles nichts sei, wenn es nicht dies Einzig-Beste sei. Da die Kommunisten den ganzen status quo, jede Form, unter der die jetzige Gesellschaft lebt, verwerfen, so befürchte ich, können sie leicht auch uns in unserem Fortschrittsstreben feindselig entgegentreten, wenn sie bei ihren allgemeinen Ideen sich bloß auf die Theorie beschränken. Doch werden auch sie wohl, wie am Ende jede Partei, zu der Einsicht gelangen, daß gewisse Dinge von allen Parteien zugleich erst erstrebt werden müssen, wenn jede Partei (also auch die sozialistische) erfolgreich für ihre Zwecke werben will.

Eine gewaltige Bewegung ist in unserem Vaterlande; das ist nicht zu verkennen. Aber wann und ob sich diese mannigfaltigen Strömungen und Brandungen je in Ein Bette leiten lassen, daß daraus ein großer wohltätiger Strom wird ? Es fehlt uns nur Hunger und Pest, und die Welt hat ihren Schwerpunkt verloren, und alles geht drunter und drüber, und kein preußischer Gendarm kann helfen. Ich hoffe bis dahin meinen Mut und meine gute Laune zu behalten und werde es machen wie jener, der auf der Donau mit einem Floße scheiterte. Als er mit den übrigen sank, nahm er ganz höflich den Hut ab und rief den am Ufer Stehenden zu: Meine Herren, ich habe die Ehre, mich Ihnen ganz gehorsamst zu empfehlen!“