Ueberall wohin ich kam nichts als Politik und wieder Politik. Obschon noch Mancher in Hoffnungen auf eine schöne Entwicklung unserer traurigen Verwickelungen schwelgte, so konnte ich es doch nicht, ich war längst enttäuscht und sprach meine Verstimmung unverholen aus. Wie ich schon voriges Jahr “ Zwölf Zeitlieder “ hier bei F.M. Meinecke hatte drucken lassen, so ließ ich jetzt wieder ein “ Neues Dutzend “ nachfolgen.
Es waren meist ältere Lieder, die mir aber jetzt erst recht zeitgemäß schienen. Ich war nicht mehr in Zweifel über unsere nächste Zukunft, ich sah schon vorher Alles zu klar, und sprach es am 1. März in meinem ›Trompeterstückchen‹ aus. Ich dichtete seitdem sehr wenig: wie konnte man auch damals dichten? Vor der grauenhaften Prosa jener Tage mußte alle Poesie, aller Scherz und Humor verstummen.
Den 3. März begab ich mich nach Leipzig. Ich ging gleich nach meiner Ankunft zu Härtel (Firma: Breitkopf und Härtel ) Ich erschrak nicht wenig, als mir Härtel das Heft meiner Lieder zeigte so ganz in demselben Zustande, wie ich es ihm übergeben hatte vor einigen Monaten. Dreimal, sagte ich, bin ich nun um dieses Heftes wegen hier! und die Sache ist noch nicht weiter gediehen u.s.w. Er versprach mir, er wolle noch heute mit Zöllner sprechen. Den folgenden Tag ging ich zu diesem. Was war da weiter zu sagen? Zöllner hatte auf Härtel und dieser auf Zöllner gewartet und so lag die ganze Arbeit in gutem Frieden. Er versprach, jetzt die Sache in Angriff zu nehmen.
Wir einigten uns dann, daß unter dem Titel: “ Deutschland . Zwölf Lieder von H.v.F “ etc. 12. Compositionen für den vierstimmigen Männergesang erscheinen sollten: “ Den drei Männergesang-Vereinen Braunschweigs vom Dichter gewidmet “
Am 10. März 1849 schreibt Hoffmann an Ida: “ Das Liederheft <<Deutschland>> ist trotz wiederholter Zusagen Härtels überhaupt nicht erschienen.“ in Mein Leben .