Ich habe einst die Philister leben lassen,
aber ich müßte jetzt das Leben hassen
und die Sonn´ und den Regen, die die Reben nähren
und uns das Schön´re zum Leben gewähren –
sollt´ ich mich zu solchen Dingen zwingen
und ein Lob den Philisterlingen bringen.
Ich will nicht beehren mit einem Tropfen die Tröpfe
und werf´ ihnen lieber den Propfen an die Köpfe.
Ich sehe, wie die Philister hecken,
wie sie die Lande mit Schauder und Schrecken bedecken.
Geld und Brot, und Brot und Geld !
So schreit die Welt;
das ist die einzige Mannigfaltigkeit
in dem langweiligen Liede unserer Zeit.
Brot ist das einzige Universelle
unserer Universitäten –
das reimt sich nicht, ist aber doch wahr,
und, wer´s nicht glaubt, dem wird´s mit der Zeit noch klar.
Aufs Brot gerichtet ist der Knabe
und verfolgt das Brot wie ein Rabe,
Brot ist des Jünglings Preisaufgabe,
und der Mann studiert es bis zum Grabe;
und alle jagen, haschen, streben, ringen,
wollen es zum Brote, zum Leben bringen.
Und was ist Geld ?
Ach, leider, ach es gilt –
das ist ein treues Bild
von der Philisterwelt.
Wir wollen unsere Schwerter und Schilde rühren
und ein anderes Bild im Schilde führen.
Wir wollen Schiller als Reichspanier tragen
und mit Schillern die Philister schlagen.
Man sollte eigentlich mit dem Esels – Kinnbacken
wie Simson weiland auf sie hinhacken
immer tapfer, lustig und munter.
Und die würden es gar übel nehmen,
wenn wir mit so großem Kübel kämen
drum wollen wir es stiller treiben
und wollen lieber bei Schiller bleiben.
Wir, die wir die Poesie ins Leben trugen,
und uns für Ideen zankten und schlugen,
mit unserer Begeisterung ausgepfiffen,
wir, von des Lebens Ernst ergriffen,
von seinem Leid und seiner Kläglichkeit,
von Haß und Neid und mancher Unerträglichkeit,
wir wünschen daß Schiller auf Oberons Hifthorn blase,
daß das Philistervolk wider Willen tobe und rase,
und mit uns singe im lustigsten Triller:
Hoch lebe ! hoch, hoch Schiller !
10.11.1839 – Rede beim Breslauer Schillerfest 1839