Trutznachtigall

O der alte böse Winter
hat uns Eis und Schnee gebracht,
Finstre Tage, lange Nächte
und das Leben stumm gemacht.
Doch der Frühling ist gekommen,
jagt zum Teufel die Zensur,
und die Vögel singen wieder
frei im Wald und auf der Flur

Könnt es so doch ewig währen !
Möchte es ewig Frühling sein !
Nein, der alte böse Winter
stellt sich immer wieder ein.
Alles Leben stirbet wieder,
ach ! der liebe Frühling flieht,
seine Blumen sind erblichen,
leise hallt der Vögel Lied

Doch den Sänger darf´s nicht kümmern,
ob auch tot ist Sang und Wort –
Ja, s e i n Frühling kann nicht sterben,
s e i n e Hoffnung lebet fort.
Liegt er auch durch Fürstenwillkür
in des Kerkers Nacht gebannt,
trotz den Schwergen, trotz den Bütteln
singt er für sein Vaterland.

10. April 1843