Der Deutsche reflektiert über alles, sieht alles aus der Vogelperspektive
und ist darum nie in der Mitte der Sache. Der Deutsche
hat alles und ist nichts.
(Börne, Gesammelte Werke, 1.16.)
Laßt uns unseren Geist versenken
in des Wissens tiefes Meer!
Laßt uns denken, immer denken !
Ei, das ziert den Deutschen sehr.
Und wenn man uns fragt: Wie geht´s
sagen wir: Wir denken stets.
Alles denkt bei uns zu Lande
das ist deutsche Sitt´ und Brauch;
Ja, man denkt in jedem Stande,
Schuster, Schneider, denken auch.
und wenn sie auch nichts gemacht,
sagen sie: Wir ha´ n gedacht.
Denken muß der Deutsche immer,
wo er sitzt und geht und steht,
und er läßt das Denken nimmer,
wenn´ s auch noch so schlecht ihm geht;
Und sein Trost, sein Glück und Heil
ist: ich denke mir mein Teil
„Du Gedankenland auf Erden,
wenn dein Denken wird zur Tat,
Ei, was kann aus Dir noch werden!
Kommt´ s nur etwa nicht zu spat,
daß man fragt: Was machtet Ihr ?
Und Ihr sagt: Stets dachten wir.“
18. Januar 1842
(in: Deutsche Lieder aus der Schweiz)