Es leben die Philister
Ihre Gevattern und ihre Geschwister
Die Poetenverachter, Monetenbetrachter
Die Luchser, die Muckser
die Pfennigfuchser
Die Mucker und Achselzucker
Die Agio- und Taxenkucker
die Linsenleser
und Zinsenzähler
Die Couponschneider und Hungerleider
Die, wo andere vor Freude weinen
gleich mit dem Regenschirm erscheinen
und wo die Freude droht einzuschlagen
den Blitzableiter in der Tasche tragen
Die den Teufel scheuen
und sich wie Teufel freuen
Die nicht mehr mit dem Zopfe prangen
und doch an dem Zopfe hangen
Die Pantoffelgedrückten, Kartoffelentzückten
Wasser-Verprasser
Die sich mit der Schlinge der Mäßigkeit schnüren
und doch die Klinge der Gefräßigkeit führen
die in lauter Formen und Normen sich bewegen
in lauter Schmiegen und Biegen sich regen
Die auf dem Stuhle des Schlendrians sitzen
und in der Schule des Bocksbeutels schwitzen
Es leben die Philister
ihre Gevattern, ihre Geschwister
Denn – wenn die Philister nicht mehr leben,
so wird es auch keine Poeten mehr geben!
Rede von Hoffmann von Fallersleben gehalten am 10. November 1835
beim Breslauer Schillerfest , veranstaltet vom Breslauer Künstlerverein