Einmal frei atmen

Und dann wird der Hoffmann Hofpoet und verrät zum ersten mal ein altes Prinzip. Wie viele Kampfgedichte hat er verfasst gegen die „Pensionsbezieher„, die sich mit „Schweigetalern“ kaufen lassen Dingelstedt, Geibel und Freiligrath hat er verteufelt. Jetzt schreibt er am 4.2.1854 aus Bonn, an Rudolf Müller in Holdorf:

„Ein deutscher Fürst ist hochherzig genug gewesen, mir den Aufenthalt in seinem Lande zu gestatten und zugleich eine Aussicht auf Erwerb zu eröffnen, daß ich, wenn ich auch mein preußisches Wartegeld verliere, doch noch mehr habe als jetzt. (…) Vorläufig bitte ich Dich, niemandem etwas davon zu sagen. Du weißt, in welcher Zeit wir leben und wie viele Hände beschäftigt sind, einem anderen alles zu verderben. (…) Mein Reisen, so notwendig es war, wurde verdächtigt wie mein Briefwechsel, obschon letzterer sich nur auf rein literarische Dinge bezog pp. Doch genug hiervon ! Ich will froh sein, wenn ich endlich einmal frei atmen und ungestört schaffen kann.“

Trotz politischer Verfolgung: Hoffmann richtet sich wieder ein im Leben. Noch trauert er um die verlorenen Revolution:

Aber Winter war‘ s auf Erden
und mein Glück ist nur ein Traum:
Grün wird niemals wieder werden
meiner Hoffnung Blütenbaum

Freiheit taucht schon nicht mehr auf in seinen Gedichten, geht es jetzt wirklich nur noch um „Vaterland“. In Weimar spielt er den Clown, macht Gelegenheitsgedichte auf hochgestellte Persönlichkeiten und Freunde. Er flüchtet sich in Galgenhumor, was bleibt ihm auch übrig. Die preußische Regierung war vom Weimarer Großherzog gefragt worden, ob Einwände gegen ihn bestünden.

In sein Tagebuch schreibt Hoffmann 1856:

Dass meine Gedichte nicht gehen, ist ein eigen Geschick. Und doch bin ich mit der Verbreitung meiner Lieder zufriedener als irgend ein toter oder lebender Dichter (den auflagenreichsten nicht ausgenommen !) konnte oder kann. Es wird bald die Zeit da sein, und es gibt kein Dorf in Deutschland, wo nicht meine Lieder gesungen werden, und die Worte des Palmisten werden dann an wahr an mir: aus dem Munde der Unmündigen sollst du dein Lob hören.“

Ein Zitat, das deutlich belegt, wie sehr Hoffmann begehrt, der deutsche Dichter schlechthin zu werden.