Die Presse ist reiner Klüngelkram

Ich danke Dir, lieber Freund, für diese treffliche und zeitgemäße Predigt. Möchte sie doch allgemeine Verbreitung finden, besonders unter den überschwenglichen Reichsduselfritzen, die schon alles fix und fertig finden und jeden verketzern, der nur einen geringen Zweifel hegt an der Vortrefflichkeit des heutigen Staatswesens oder gar zu etwas Besserem mahnt und strebt. Die Presse ist reiner Klüngelkram geworden, sie gestattet nur hie und da ein Plätzchen für Ehrlichkeit und Wahrheit. Meine Zeitgedichte hatte ich im vorigen Jahre nach der Zeitfolge gesammelt und wollte sie drucken lassen. Es ging mir eigen damit: ein Verleger, den ich in Sicht hatte, wollte sie mir zuliebe drucken, aber nicht in Verlag nehmen. Trotzdem fahre ich fort, mich auch auf politischem Gebiete poetisch auszusprechen, und kümmere mich nicht um Hinzen und Kunzen. Es ist für mich kein großes Opfer, wenn auch dies und das nicht gedruckt wird, z:B. mein Sedanlied vom 2.September.

Ich habe den Tag gefeiert und bin froh, daß wir endlich zur Einheit gelangt sind – eine Abschlagszahlung für die ungeheuren Opfer, die das deutsche Volk gebracht hat. (…)Der Kampf mit den Ultramontanen ist auch bei uns entbrannt. Unsere Pfaffen haben ein Blatt gegründet, „Der Weserbote“, ein würdiger Ausläufer der Berliner Germania, ebenso gemein an Lügen und Verleumdungen.(…)Die schwarze Bande versammelt sich jeden Freitag bei dem ultramontanen Konditor Hunstiger.

(Briefe, S. 355)

13.9.1873, Schloß Corvey, an Karl Hirsche in Hamburg