Die deutschen Heimatlosen an ihre Brüder

Beschränkung der Preßfreiheit ist eine Stütze und ein Beweis der Tyrannei
(Johannes von Müller, Werke 27, 207)
Auch die mildeste Zensur ist ein Übel
(Dahlmann, Politik, 1. Teil, S.305)

Wo lebt in deutschen Herzen noch Erbarmen
und Mitgefühl für unsere Qual und Not?
Habt ihr für uns, die heimatlosen Armen,
nichts als Verbannung nur und Hungertod?
Wie furchtbar ist´ s, wie grausend!
Ach, fünfundzwanzigtausend
die irren heimatlos durchs Vaterland,
von Ort zu Ort vertrieben und verbannt

Millionen mag ein deutscher Fürst verschwenden,
er tut´ s sogar mit euerem Verlaub –
uns aber wollt ihr nicht ein Obdach spenden
noch unserem Jammer eine Handvoll Staub!
Wie furchtbar ist´ s, wie grausend!
Ach, fünfundzwanzigtausend
die irren heimatlos durchs Vaterland,
von Ort zu Ort vertrieben und verbannt.

Wollt ihr noch Christen sein, so zeigt´ s durch Taten,
und treibt nicht mehr mit Christi Worten Spott!
Nehmt uns als Brüder auf in euren Staaten!
Nur wer die Menschen liebt, der liebet Gott.
Wie furchtbar ist´ s, wie grausend!
Ach, fünfundzwanzigtausend
die irren heimatlos durchs Vaterland,
von Ort zu Ort vertrieben und verbannt.

3. Juli 1843
Melodie: Wo Mut und Kraft in deutscher Seele flammen