Der freie deutsche Rhein

Sie sollen ihn nicht haben
den freien deutschen Rhein,
ob sie wie gierige Raben
sich heiser danach schrein

So lang er ruhig wallend
sein grünes Kleid noch trägt
so lang ein Ruder schallend
In seine Woge schlägt

Sie sollen ihn nicht haben,
den freien deutschen rhein,
so lang sich Herzen laben
an seinem Feuerwein

so lang in seinem Strome
noch fest die felsen stehn,
so lang sich hohe Dome
in seinem Spiegel sehn

Sie sollen ihn nicht haben
Den feien deutschen rhein
So lang dort kühne Knaben
Um schlanke Dirnen freien

So lang die Flossen hebet
Ein Fisch auf seinem Grund
So lang ein Lied noch lebet
In seiner Sänger Mund

Sie sollen ihn nicht haben
Den freien deutschen Rhein
Bis seine Flut begraben
Des letzten Manns Gebein

Geschrieben Ende Juli / Anfang August 1840
von Nikolaus Becker aus Geilenkirchen,
erstmals veröffentlicht in der „Trierischen Zeitung“.
Das Gedicht erschien auch im „Rheinischen Jahrbuch“, mit herausgegeben von Karl Simrock und Freiligrath, hier sollte der Text auch zuerst erscheinen.