Badische Revolution vom Rande

Vom 25. Mai bis 2. Juli in Geisenheim. Es that mir wohl, nicht mehr in unmittelbarer Nähe den Kriegslärm zu hören und in fortwährender Angst und Aufregung leben zu müssen. Auf den kleinen Kreis lieber Freunde und Bekannten beschränkt, hatte ich wenigstens Ruhe zu arbeiten und es blieb mir auch Zeit, in dem friedlichen schönen Rheingau allein umher zu wandeln und mir wieder gehören zu können.

Freilich gab es denn immer noch Stunden, ja Tage, an denen die Aufregung groß war, wenn bedeutende Nachrichten einliefen aus Frankfurt , Stuttgart , Berlin , Wien und vom Kriegsschauplatze. Aber auch außerdem hatte sich meiner eine Unruhe bemächtigt, die wie ein schleichendes Fieber mich quälte und täglich zu wachsen schien. Ich studierte fortwährend die Landkarte, aber ich wußte nicht wohin ich mich wenden sollte, es sah überall trostlos aus.
Den 14. Juni schrieb ich an Ida: “

Ich bin noch immer hier und weiß auch in der That nicht für den Augenblick wohin. In den alten preußischen Provinzen, wo das barbarische Landrecht gilt, ist es jetzt für keinen nur leidlich Freisinnigen geheuer. Das Wenigste was ich zu befürchten habe, wäre ein Preßprozeß … Ich werde also unter solchen Umständen so lange auf dem preußischen Gebiete, wo das rheinische Recht gilt, bleiben und die Entwickelung unserer verworrenen, und sich täglich mehr verwirrenden höchst traurigen Zustände abwarten …“
Denselben Tag ging ich mit dem Weinhändler Schultz von Rüdesheim hinüber nach Bingerbrück zum Weinhändler Euler, um dort eine Wohnung für mich zu miethen. Euler hatte in seinem Hause noch 28. Zimmer frei und wollte mir um ein Billiges den ganzen Stock ablassen, über den Miethpreis würden wir uns später schon einigen. Acht Tage später besuchte ich den Lehrer Weidenbach in Bingen. Ich las ihm meine neuesten Spitzkugeln vor und wir bestimmten, was davon einer zweiten Auflage einverleibt werden könnte. Ende Juni war der Miethvertrag mit Euler abgeschlossen. in: Mein Leben – zwei Tage vor dem Brief an Ida hatte er noch an Erk geschrieben , daß es ihn auf den Kampfplatz zurückdrängt.