Auf den Trümmern meiner Hoffnungen

Warum sagst Du mir nicht, was Dir fehlt, was dich drückt ? Es würde mich vielleicht beruhigen, es würde mich bereit finden, Dich zu trösten. So aber läßt Du mich ohne alle nähere Mitteilung. Du sprichst von einem Unglück, sagst aber nicht, was für ein Unglück. Ihr seid doch wohl und munter ! (…) Du hattet früher einen heiteren Sinn, und es bewährte sich an Dir, was Tasso so schön sagt: Wir Menschen werden wunderbar geprüft, wir können’s nicht ertragen, hätt‘ uns nicht den holden Leichtsinn die Natur verliehen.

Warum nun aber jetzt auf einmal diese Klagen, diese trostlose Stimmung ? Reuevollen Schmerz können wir doch eigentlich nur haben über das Schlimme, das wir selbst verschuldeten, was wir hätten abwehren können. Missest Du Dir die Schuld zu, daß andere sterben und verderben, daß Millionen nicht so glücklich sind, wie Du sie gerne sähest ? usw. Auch ich könnte klagen über gar vieles Ungemach, über mancherlei aus der allerneuesten Zeit, worüber sich wohl klagen läßt, aber ich tue es nicht. Ich suche zu vergessen und baue mir immer von neuem wieder auf, was mir zertrümmert wird, und freue mich, daß ich selbst auf den Trümmern meiner Hoffnungen noch Mut und Lebenslust behalten habe“

Seit 1848 erhält Hoffmann von Fallersleben vom Preußischen Staat ein mäßiges Wartegeld.

„Seitdem lebe ich verheiratet in stiller Zurückgezogenheit den Meinigen und der Poesie und Wissenschaft: ich singe und dichte, forsche, schreibe Bücher, spaziere, hacke Holz und pflücke Blumen.“.

Das klingt schon nicht mehr nach „Holz gehackt und die Welt verachtet“, das ist ein Fortschritt, jetzt hackt er immer noch, aber pflückt auch schon wieder Blumen. Und die Heimatklänge durften schon wieder gedruckt werden. Ganz besiegt ist er nicht.

Das drückt sich in nach wie vor politischen Gedichten aus, aber auch in nationalem Übereifer: Man stelle sich Hoffmann vor, seit zwei Jahren verheiratet, beginnt er ein Gedicht mit Worten als würde er seine junge hübsche Frau meinen: „heißes Verlangen, meiner Wünsche Spiel“, aber nein, er meint sein „Vaterland“. Hier kommt allmählich wieder die andere Seite seiner politischen Dichtung zur Geltung, Deutschland wird wieder zur Braut:

„O du mein heiß Verlangen
du meiner Wünsche Spiel
du meines Herzens Bangen
du meiner Hoffnung Ziel! (…)
Stets ist mein Herz gewandt
wie nach dem Licht die Blume
nach Dir, mein Vaterland!“

Zwei Opern-Libretti schreibt er, „In beiden Welten“, und „Der Graf im Pfluge“. – finder aber keinen Komponisten. Hoffmann versöhnt sich aber mit dem, was ihn „quält und peinigt“.