Ärger mit der Polizei in Mannheim

Ende September reist Hoffmann durch Thüringen über Frankfurt in den Rheingau. In Mannheim, wo er erneut Itzstein besucht, findet er am 7.Oktober 1847 einen Ausweisungsbescheid des großherzoglichen Stadtamtes vor: Innerhalb von 24 Stunden muß er Baden verlassen.

„Ich beriet mich sofort mit meinen Freunden. Itzstein war sehr betrübt, zumal so etwas unter dem Ministerium Beck, seines Freundes geschehen konnte. Er war sofort bereit, mich nach Karlsruhe zu begleiten. – Den folgenden Tag fuhren wir hinüber. Unser erster Weg war zu Beck. Es hieß, Exzellenz wäre krank. Itzstein wurde jedoch vorgelassen und kam voll Hoffnung zurück. Er machte dann eine schriftliche Eingabe. (…) Ich konnte nun vorläufig in Mannheim mit polizeilicher Erlaubnis weilen.(…)

Noch immer dachte ich an eine Traubenkur, und ich machte deshalb einen Ausflug in die Rheinpfalz, um zu sehen, an welchen Orte dazu die beste Gelegenheit wäre. Von Neustadt ging ich eines Tags nach Dürkheim. In den „Vier Jahreszeiten“ besuchte ich den Professor Sylvester Jordan. Hocherfreut umarmte er mich. Ich traf ihn, als er eben aus den Trauben den Saft auspreßte, um ihn zu trinken, statt die Beeren zu essen, denn selbst die besten waren ziemlich herbe. Nachdem er diese seine Traubenkur für den Morgen beendet hatte, blieb ich mit ihm und seinen Freunden zusammen. Da merkte ich recht, wie der einst so kräftige klare Mann durch die lange Gefangenschaft geistig und leiblich gelitten hatte; es war ein wehmütiges Gefühl, aus diesen Gesprächen, die wir hören mußten, keinen Jordan wiederzuerkennen. Den andern Tag kehrte ich nach Mannheim zurück.

Dieser Traubenkurversuch hätte mir sehr schlecht bekommen können, ich durfte nur noch ein Stündchen in Dürkheim bleiben. Gleich, nachdem ich das Gasthaus verlassen, war ein Polizist mit einem Gendarmen gekommen und hatte auf mich gefahndet. Der Wirt sollte durchaus wissen, wohin ich mich gewendet hätte; aber wenn er es wirklich gewußt, der brave Mann würde es nicht gesagt haben. Wenn zu der Ausweisung aus Hannover nun auch Baden mit 280, und Bayern mit 1400 Quadratmeilen gekommen wären, so würden mir 2380 Quadratmeilen vom deutschen Vaterlande verboten gewesen sein !

Obschon ich in Mannheim mit polizeilicher Erlaubnis weilen durfte, so war mir doch der Aufenthalt jetzt sehr verleidet. Die Hetzereien des Mannheimer Morgenblatts dauerten fort. Itzstein fand sich deshalb veranlaßt, an Beck zu schreiben, daß die Schandblatt Lügen über mich verbreite. Itzstein aber wollte, daß seinem Gaste nicht von neuem eine Unbill widerführe. Über die Bulletins, die über mich erschienen, konnte ich nur lachen. So heißt es am 20 Oktober: „Wir sahen ihn zwölf Schoppen Bier im Roten Schaf genießen und hören heute, daß ihm die Arznei gut bekommen sei. Dies zur Beruhigung aller jener, welche für die Gesundheit des gefeierten deutschen Mannes fürchteten.“ – Die Leute wußten recht gut, wie selten ich Bier trank, und wenn es ja einmal geschah, wie wenig ich trank.“