Männer ohne männliche Gesinnung, jedermann höflich und gefällig, wenn es nichts kostet, kleinlich und knickerig im Handel und Wandel, viel Lakaientum und Philisterei, wenig geistiges Leben, gar keine Gastfreundschaft. Die ganze Bevölkerung schien mir zufrieden mit dem, was sie war und was sie hatte; Gewohnheit hielt den einzelnen ab, etwas anderes, Besseres sein zu wollen, so wie die Angst ihn abhielt von jedem Weiterstreben in geselliger und materieller Beziehung.
Obschon jahraus, jahrein viele hundert fremde Familien in Dresden leben, viele tausend Fremde jährlich Dresden besuchen, der echte Dresdener bleibt davon unberührt.“ Hoffmann von Fallersleben über seine ersten Eindrücke von den Dresdenern, 1843. Dieses engstirnige und kleingeistige Wesen war aber keineswegs auf die Dresdener beschränkt. Hoffmann schrieb bitterböse Satiren über diese Wesenszüge seiner Landsleute. Auch deshalb war er ja kurz zuvor aus Amt und Würden gejagt worden. –
aus „Mein Leben“, der Autobiografie von Hoffmann von Fallersleben