Erste Veröffentlichungen

Im Mai 1815, kurz nach seinen 17. Geburtstag, wurden erstmals vier seiner Gedichte gedruckt, unter dem Titel „Deutsche Lieder von August Heinrich Hoffmann . Vincet amor patriae, laudumque immensa cupido“. Derselbe Drucker bestellte ein weiteres Gedicht für den Kalender 1816, das er gleich am nächsten Tage geliefert bekommt. Die Eltern, denen er seine gedruckten Gedichte stolz präsentiert, reagieren hocherfreut, auch sein Vater. Dennoch werden die Verhältnisse im Lande für den jungen Poeten immer unerträglicher. Also faßt er im Mai 1815 den Entschluß, Hannover für immer zu verlassen.

Über die Verhältnisse im Lande schreibt er an seinen Bruder, der von Hannover aus nach Berlin gewechselt war:

Der alte Adel schlinget neue Bande
und unterjocht die Freiheit weit und breit,
den stillen Bürger schreckt der große Neid,
Willkür und Selbstsucht herrscht im Vaterlande.
Hier kann wohl nie dereinst mein Glück erblühen,
wohl nie mein Mut in diesen Fesseln glühen,
drum will ich diesem schnöden Land entfliehen.
Gott gab der Reiche viel auf dieser Erde,
Er wandelt auch in Freude die Beschwerde,
drum lodere meine Glut auf fremden Herde.

Der Adel trat mit der größten Anmaßung wieder auf und suchte seine alten Vorrechte und Bevormundungen auf alle Weise wieder geltend zu machen. Da tauten die alten längst verschollenen Klänge wie die eingefrorenen des Münchhausenschen Posthorns mit einem Male wieder auf: Herr von, Herr Baron, Herr Graf, Ew. Gnaden, gnädige Frau, Hochgeboren, Hochwohl-, Hoch- und Hochwohlgeboren, usw. Alle höheren Staatsstellen wurden mit Adligen besetzt, in der Kavallerie gab es bald nur noch adlige Offiziere, die adligen Amtmänner hießen Drosten, die adligen, reitenden Förster Forstmeister, die adligen Förster trugen goldene, die bürgerlichen silberne Epaulettes, die Adligen hatte ihre eigenen besseren Plätze im Theater, sogar in den Göttinger Hörsälen, und ihre Toten standen in den Hannoverschen Anzeigen unter der Abteilung: ‚Charakterisierte Personen‘. Das waren die wonnevollen Zeiten!“

Bis zu diesem Zeitpunkt scheinen mir Hoffmanns Lebenserinnerungen mehr oder weniger glaubhaft, etwa von diesem Zeitpunkt an aber tauchen kaum noch Reaktionen auf tagespolitische Ereignisse auf. Hatte er bis hierhin freudig berichtet, daß er mit andern am Tische saß, daß man begierig nach Neuigkeiten war, daß politisiert und debattiert wurde, so tauchen solche Momente kaum noch auf. Der Wiener Kongreß 1815 wird gar nicht erwähnt, und das Wartburgfest 1817 nur am Rande. Dabei möchte man meinen, daß er bei den bisher geschilderten Reaktionen auf die äußeren Umstände eher radikaler werden wird. Das holt er später dann nach..

Nicht nur die politischen Aussichten sind trübe. Hoffmann hängt mit Mitschülern in Kneipen und Cafe´s herum, wodurch sein Schulabschluß am Ende nicht gerade glänzend ausfiel. Und weil Dichter kein Beruf ist, beginnt Hoffmann nach Abschluß der Schule auf Wunsch der Eltern zunächst das Studium der Theologie in Göttingen, er selbst nennt es ein „Brotstudium“. Seine Zukunft malt er sich in düsteren Farben:

„Die nächsten drei Stufen werden nun wohl die Studentenjahre sein, dachte ich mir, wo du von einem theologischen Hörsale in den anderen läufst; fünf oder mehr darauf folgende Stufen kannst du für die Jahre rechnen, wo du als Hauslehrer eines gnädign Herrn in der Kinderstube schulmeistern, an seiner Tafel und an seinem Tische lückenbüßern muß; noch einige Stufen bleiben dir dann, wo du als Kandidat und wallfahrender Prediger um die Pfarre und ein Weib werben mußt, und – dann ist es aus mit der Jakobsleiter, du bist glücklich auf der Erde angelangt, hast Pfarre, Weib und Kinder, und die Wünsche der Deinigen, wenn auch nicht deine, sind erfüllt.“