Einsam in Mecklenburg

„Im neuen Jahre (1849) war meine wehmütige Stimmung eine nachhaltige, denn unsere Zustände wurden täglich trostloser. Obschon ich wenig Hoffnung mir machte, dass meine Ausweisung aus Berlin zurückgenommen würde, so schien es mir doch Pflicht, Alles dafür zu versuchen. “

Am 3. Januar schrieb Hoffmann das Lied „Michels Abendlied im Belagerungszustande“:

Da schlug voll Freud und Hoffnung /
gar froh das deutsche Herz /
Begeistert riefen alle: /
„Willkommen , schöner März!“ /
Ihr hoffnungsreichen Blüten /
wie waret ihr so taub /
Du Feuer der Begeisterung /
wie bist du Asch und Staub. “

Am 5. Januar wendete ich mich mit einem Gesuch an das Ministerium des Innern, ich drang jedoch nicht durch. Ich arbeitete nun ruhig weiter, meist an der “ Walhalla „, den 1000 deutschen Liedern mit Melodien, las Mancherlei, schrieb Briefe und dichtete. Nach dem lebendigen, freilich oft mehr auf-, als anregenden Verkehr des vorigen Jahres hatte ich mich nach Ruhe gesehnt, bald aber wurde es mir hier zu ruhig, zu einsam: bei dem steten Wechsel von Kälte, Schneegestöber und Stürmen war ich auf mein Zimmer beschränkt und hatte niemanden, dem ich mich hätte mittheilen können. Wie Ovidius (libr. trist. 3) konnte auch ich sagen: Nullus in hac terra, recitem si carmina, cuius Intellecturis auribus utar, adest.“

Hoffmann schreibt „Auch wir, wir sind von Gottes Gnaden / fiel´ s endlich unserem Volk ein / und rief von seinen Barrikaden / Wir wollen freie Männer sein / Da ward gejubelt und gesungen / und alle Fürsten stimmten ein / „Wir halten euch, was wir errungen / Ihr solltet freie Männer sein!“ / So war´ s am 18. des Märzen – / vergeßt es nie, ihr deutschen Herzen!“ (Deutschlands 18.Oktober, 18.März, 18.Mai)

„Wie nothwenig mir zu meinem Dichten Theilnahme Anderer schien, geht aus meinen damaligen Aufzeichnungen hervor. Den 21. Januar schrieb ich: „Wie anders, wenn nur ein einziges Wesen um mich, in meiner Nähe, das an meinen Freuden und Leiden, prosaischen und poetischen, leidlichen Antheil nähme! Ferner ist es ein wahres Bedürfnis für mich, singen zu hören. Es wird mir oft schwer, diesen Mangel zu ersetzen, ich verfalle dann in ein ordentliches Singefieber, trommle und tanze dazu, daß jemand, der den Grund nicht weiß, und das alles auch nur aus der Ferne anhört, mich für verrückt hält.“

Dennoch schreibt Hoffmann ein Bundeslied „Deutschlands Freiheit, Deutschlands Einheit / und in ihrer schönsten Reinheit / Liebe für das Vaterland / Trennt uns Glauben, Streben, Meinen / dies soll immer uns vereinen / Brüder, reicht euch froh die Hand“