Winter in Mecklenburg

21. Januar. Hoffmann in Holdorf, einsam, Winter, Kälte, Stürme, niemand dem er sich mitteilen kann, zitiert Ovid, den er später als Schweinepoeten bezeichnet und schreibt seiner Braut Ida: „Ich bin durchaus nicht niedergeschlagen durch den Umschwung, den auf einmal die politische Entwicklung genommen hat. Die Idee der Freiheit wird trotz aller Reaktion doch zur Verwirklichung kommen. Die Philister, die ihr bis jetzt noch entgegen sind und durch Masse, Geld und Ämter herrschen, sind doch auch nur von dieser Welt, und der Teufel wird schon so gütig sein und sie gelegentlich holen. Also Mut, meine Geliebte, und Geduld ! Unser wird der Sieg, und wenn auch nicht heute und morgen, so doch einmal.“ (Briefe, S.73)

Hoffmann versucht zu retten, was zu retten ist. Alle sollen jetzt zusammen halten, um wenigstens das eine zu retten, seinen großen Traum vom vereinigten Deutschland. Alle Gegensätze werden unwichtig, oder wie es später der deutsche Kaiser Wilhelm sagen wird: Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche. Aber, so als wäre er selbst erschrocken über sein „Deutschland über alles“ kommt hier sein Patriotismus gemilderter daher. Wieder wird in der zweiten Strophe gezecht und gesungen, aber die Freiheit ist nicht die persönliche Freiheit, und Recht taucht gar nicht mehr auf; Hoffmanns Version des Bürgerliedes: „Ob wir rote, gelbe Kragen…“, sein „Bundeslied“ vom 25. Januar 1849:

„Trennt uns Glauben, Streben, Meinen,
eins soll, eins soll uns vereinen –
Brüder, reicht euch froh die Hand !
Deutschlands Freiheit, Deutschlands Einheit,
und in ihrer schönsten Reinheit
Liebe für das Vaterland!“

Das Frankfurter Parlament vollendet viel zu spät die Reichsverfassung und wählt ausgerechnet den Mörder von 18. März in Berlin, König Friedrich Wilhelm IV von Preußen, zum deutschen Kaiser. Dieser lehnt die Krone mit dem „Ludergeruch der Revolution“ ab und sagt: „Gegen Demokraten helfen nur Soldaten.“