O nimm mich auf du Waldeseinsamkeit

O nimm mich auf, du Waldeseinsamkeit,
daß ich vergesse diese trübe Zeit,
und glücklich preisen kann noch mein Geschick,
daß mir noch war ein seliger Augenblick !

Wie ist geworden alles doch so alt,
wie sind die Herzen doch so matt und kalt;
hin ist des Geistes Flügelschlag und Schwung,
hin ist die Freud´ und die Begeisterung.

Dich Dichtung sitzt verwaist in tiefem Schmerz,
sie klopft vergebens an der Menschen Herz,
mitleidig läßt man sie nur etwa ein
beim Festgelag, wenn für sie fleht der Wein.

Sie dich nicht um ! frag nicht die Welt warum ?
Sie lacht dich aus, hält dich für geck und dumm,
sie ruft dir zu, bei allem, was du treibst,
was du ersinnest, bildest, dichtest, schreibst:

„Gib auf den Traum an eine schönere Welt
und tracht´ und dichte nur nach Gut und Geld !
Nur Geld verdienen sei dein Sang und Spiel,
nur dir zu leben sei dein höchstes Ziel !“

Drum nimm mich auf, du Waldeseinsamkeit,
daß ich vergesse diese trübe Zeit,
und glücklich preisen kann noch mein Geschick,
daß mir noch blieb ein seliger Augenblick !

9. August 1857