Wie groß der Eifer für die allgemeinsten und umfassendsten Maßregeln zum festlichen Empfange seiner Majestät ist, mag unter anderem folgendes Kuriosum zeigen. Der Magistrat der Stadt Beuthen in Oberschlesien ladet die Bürgerschaft zu einer Beratung über diesen Gegenstand durch eine Zuschrift folgenden Inhalts ein:
„Der Empfänger erhält hierdurch den Befehl, am 27. Des Monats als künftigen Sonntag, nachmittags 4 Uhr, am Garnisonsstalle bei Vermeidung von einem Taler Strafe oder 48 Stunden Arrest zu erscheinen und anderweitige Anweisungen zu gegenwärtigen.
(Elberfelder Zeitung, 7. Oktober 1846)
„Liebe Freunde, Patrioten,
Bürger unser Stadt allhier!
Jedem wird hiermit geboten,
daß er morgen komm´ um vier –
Majestät wird uns beehren –
wer das Kommen unterläßt,
muß ´en Taler Pön bescheren
oder kriegt zwei Tag´ Arrest.“
Und wir Patrioten gingen
auf des Bürgermeisters Wort,
und die Majestät empfingen
wir mit lautem Jubel dort.
Jubel war in allen Straßen,
Jubel war in jedem Haus,
und die Kranken selbst vergaßen
all ihr Leid und gingen aus.
Welch ein Jubel in den Schenken!
Keine Bürgerstunde schlug.
Jubel war nur unser Denken;
Jubel unseres Herzens Zug.
Und wer sollte heute dürfen?
Solch ein Jubel kennt kein Ziel.
Auf das Wohl des besten Fürsten
trinkt kein Untertan zu viel.
Ja, in diesen schönen Tagen,
hold verklärt vom Königsblick,
dachten wir an keine Plagen
noch an unser Mißgeschick.
Selbst die Schlacht – Mahl – Klassensteuer
war uns aus dem Sinn gerückt.
Ewig bleibt der Tag uns teuer,
wo uns der Regent beglückt.
In der Zeitung steht zu lesen:
Nirgend Jubel mehr als hier;
Patriotischer gewesen
sei kein Untertan, als wir.
Nur aus freiem Willen, heißt es,
ward die Huldigung dargebracht,
und es wird des guten Geistes
Allergnädigstens gedacht.
Solch ein Tag ist unvergeßlich,
und die nächsten Folgen sind
für die Stadt ganz unermeßlich,
und sie zeigen sich geschwind.
Alle Bürger sind entzückt,
alle schwelgen hoch in Lust:
Heil uns ! Heil – ein Orden schmücket
unseres Bürgermeisters Brust.
8. Oktober 1846 (Schwefeläther)
Melodie: Sind wir nicht die Musikanten