Erneute Vertreibung aus dem Königreich Hannover

Hochgeehrter Herr Landrat!

Ew. Hochwohlgeboren werden aus der heutigen Koblenzer-Zeitung ersehen haben, daß ich vor einigen Tagen aus dem Königreiche Hannover ausgewiesen wurde. Ich halte es für meine Pflicht, Sie vollständig von dem Zwecke meines dortigen Aufenthaltes und meinen Arbeiten und Erlebnissen in Kenntnis zu setzen.(…) Ich arbeitete täglich zwölf Stunden. Ich hatte so wenig Zeit übrig, daß ich kaum an Besuche denken konnte.(…)

Als ich schon abzureisen bereit war, wollten meine Freunde und einige Göttinger Bürger mich noch mal sehen. Es war ein kleines Abendessen veranstaltet.(…) Das einzig Politische war ein Toast, ich weiß nicht von wem, auf den Obergerichtsassessor Planck, Mitglied der aufgelösten zweiten Kammer, und von diesem auf die hannoversche Verfassung. Den Herrn Planck sah ich zum ersten Male, und der hannoverschen Verfassung stehe ich so fern wie ihm. In voller Heiterkeit endete das Abendessen. (…)

Am Freitag morgen (5.August), als ich eben mit Einpacken beschäftigt war, erschien Herr Regierungsrat Hagemann;, Amtmann von Langenhagen, mit einem Polizisten und kündigte mir an, daß er auf höheren Befehl meine Papiere durchsuchen und mich ausweisen müßte. Alle meine Schriften, die vielen Auszüge aus den Konziliensammlungen, den Acta Sanctorum, den Monumenta von Pertz, aus hymnologischen, kirchenhistorischen pp. Werken, aus alten katholischen und protestantischen Gesangbüchern, alle meine literarischen, freundschaftlichen und Familienbriefe wurden sorgfältigst durchsucht. Es wurde nur meine vierwöchentliche Aufenthaltskarte von Göttingen und ein Verzeichnis meines Briefwechsels zurückbehalten.

Ew. Hochwohlgenoren werden aus dieser einfachen, wahrheitsgetreuen Erzählung ermessen, ob das gegen mich angewendete Verfahren irgendwie gerechtfertigt erscheint.

Hochachtungsvoll, Ihr ergebener Professor Dr. Hoffmann“

Das Ereignis beschreibt er ein halbes Jahr später in einem Gedicht, das unveröffentlicht bleiben muß. Ganz deutlich werden seine merkwürdigen Gedankengänge. Es scheint fast so, als begänne er schon seine Legende vorzubereiten, der Ton des Gedichtes wirkt, als würde er sich an das ganze deutsche Volk richten:

„Nur auf mich hat man gefahndet
nur auf mich die Meut entsandt,
und noch eh‘ ich es geahndet,
mich ergriffen und verbannt.
Und so ward ich denn vertrieben
und der Heimat schnell entwandt –
doch zum Trost ist mir geblieben
noch mein großes Vaterland.