Den guten Kindern geht es gut

Es wollt´ ein Knabe früh´ aufstehn,
und wollt´ in grünen Wald nach Beeren geh´n.

Und als er kam in Wald hinein,
Da pflückt´ er viele rote Erdbeerlein.

Und als er wollte heim nach Haus,
Da fand er nicht zum grünen Wald hinaus.

„Soll ich die Nacht im Walde sein —
Wer tröstet denn daheim mein Mütterlein!“

Er weint und rennet hin und her:
„Ach, wenn ich doch bei meiner Mutter war´!“

Und endlich ist er müd´ und matt,
Er sucht im Busch sich eine Lagerstatt.

Es singen hell die Vögelein,
Er macht die Augen zu und schlafet ein.

Da springt ganz leise, husch husch husch,
Ein graues Männlein aus dem dunkeln Busch.

Graumännlein weckt ihn alsobald
Und führt ihn aus dem weiten, grünen Wald.

Und als der Knab´ ins Dorf will geh´n,
Graumännlein ist nicht weiter mehr zu seh´n.

Froh tritt der Knab´ ins Haus hinein,
Erzählet alles seinem Mütterlein.

Die Mutter spricht: „Wie froh bin ich!
Ach Gott, wie freu´ ich mich herzinniglich.“

„Den guten Kindern geht es gut,
Die hat der liebe Gott in seiner Hut.“

1842 – Schlesische Volksweise