Freundschaft mit Arnold Ruge

Je weniger er sich mit den Dresdener Philistern anfreunden kann, desto mehr sucht er Kontakt zu anderen Zugereisten,. Der bedeutendste unter ihnen war Arnold Ruge, dessen „Deutsche Jahrbücher“ gerade verboten worden waren. Ruge hatte sich zu dieser Zeit entschlossen nach Frankreich ins Exil zu gehen. In seinen Lebenserinnerungen schreibt Hoffmann über die Begegnungen mit ihm:

„Ruge war zu sehr eingenommen für die kommunistischen und sozialistischen Ideen, die ihren Herd in Frankreich hatten; er erwartete von ihnen eine neue Weltordnung, Heil und Segen für die ganze Menschheit.(…) Ruge war immer sehr liebenswürdig und teilnehmend, wie auch seine Frau; ich war oft und gern da. Als ich mich mit dem schlechten Essen in den Gasthöfen lange genug gequält hatte und ihm meine Not klagte, da bat er mich, jeden Mittag bei ihm zu speisen. So waren wir denn die letzten acht Tage vor seiner Abreise meist immer beisammen. An Stoff zur Unterhaltung fehlte es uns nie. Ich wurde immer angenehm angeregt und ich dichtete gern, und weil ihn jedes neue Lied, wie ich wußte, erfreute, so war er der erste, dem ich es vorlas oder vorsang. Die meisten der nachher unter dem Titel „Salonlieder“ erschienenen Lieder sind damals entstanden.“

Zwar distanziert sich Hoffmann mehr als zwanzig Jahre danach von Ruges politischen Ansichten, damals allerdings war er so fasziniert davon, daß er ein Zitat von Arnold Ruge den „Salonliedern“ als Motto vorangestellt hat:

„Das Wesen der Poesie ist demokratisch. Wozu wäre noch der Poet in der Welt, wenn es nicht darauf ankäme, alle Herzen, alle von Grund aus zu beherrschen und in den Zauber seiner Formen zu binden ? und wie soll dies möglich sein, wenn er nur den Dudelsack des Salons und die Zither des Hofpoeten zu spielen weiß, nichts als dieses Elend der ewigen Langweile ?“

Und so gerät Hoffmann in seiner nationalen Begeisterung auch einmal ein Gedicht wie “ Der christliche Staat“ dazwischen: ( 15. Juni 1843 , in: Deutsche Salonlieder)
Sind die Hohen und die Reichen,
sind nicht alle unsersgleichen?
Sollen Gottes Güter werden
nie gemeinsam hier auf Erden?

Neben der Freundschaft zu Arnold Ruge erwähnt Hoffmann noch den Dichterkollegen Mosen, mit dem er am 8. Juli dessen Geburtstag feiert. Am 19. Juli dann verläßt Hoffmanns Freund Ruge Deutschland, er geht nach Paris. Nun hält Hoffmann nichts mehr in Dresden, er ist krank und verstimmt. Am 4. August begibt er sich wieder auf die Wanderschaft.