So schlaf in Ruh (Wiegenlied 1841)

So schlaf in Ruh´,
mein Söhnlein du!
Dein Vaters sprach ein freies Wort,
da führten ihn die Schergen fort
in einen Kerker weit von hier,
weit weit weg von mir, weit weg von Dir.

So schlaf in Ruh´,
mein Söhnlein du!
Dein Vater leidet Schmach und Not,
dein Vater ist lebendig tot,
und seine Freunde bleiben fern
und sehen auch dich und mich nicht gern.

So schlaf in Ruh´,
mein Söhnlein du!
Dein Vater ist ein Biedermann –
heil jedem, wer so denken kann !
Heil dir, wenn du dereinst auch bist,
was dein gefangener Vater ist!

So schlaf in Ruh´,
mein Söhnlein du!
Verschlaf des Vaterlandes nacht,
den Knechtsinn, die Despotenmacht;
Verschlaf, was uns noch drückt und plagt,
schlaf, bis der bessere Morgen tagt

29. November 1841