Im Lande Hadeln hat der Dichter in den nächsten Jahren seine Freunde mehrmals besucht. Die Erinnerung darn lebt noch heute. Hoffmann von Fallersleben wohnte auf dem stattlichen Hofe von Christian Schmoldt (heute Duhm) in Westerende – Otterndorf. Vor einigen Wochen konnte ich einige gute Aufnahmen des stattlichen Wohnhauses machen. Die im Alter von 89 Jahren im Weltkriege heimgegangene Schmoldtsche Tochter habe ich gut gekannt. Sie verehrte mir, dem damals begeisterten Jüngling, einen Brief des Dichters; Franz Hoffmann – Fallersleben, der Sohn des Dichters, fügte einen Gänsekiel hinzu, mit dem sein Vater viel geschrieben hatte.
Der Bürgermeisterssohn aus Fallersleben, geboren am 2. April 1798, ist Göttinger Student gewesen. Am Sonntag, den 28. April 1816, kommt er, 18 Jahre alt, in Göttingen an, mit wenig Geld in der Tasche, aber mit einem Koffer , zwei Zentner schwer, mit Büchern, Schriften und Wäsche. Das theologische Studium fesselt ihn nicht. Als er in Kassel die Gebrüder Grimm und ihre Arbeiten kennenlernt, entscheidet sich sein lebensschicksal, er erklärt sich für die vaterländischen Studien: Deutsche Sprache, Deutsche Literatur, Kunstgeschichte. –
Der Wandertrieb des nordischen Menschen, der unbändige Forschungsdrang schon des jungen Studenten und bald des an glücklichen, seltenen Funden in Archiven und Bibliotheken reichen Germanisten, schafft ihm Namen und Neider. Seine Forschungen und Arbeiten in F l a n d e r n und in den Niederlanden bringen ihm die Ernennung zum Doktor der Universitäöt Leiden bereits 1828. Endlich nach Ärgerlichkeiten und Enttäuschungen wird er 1830 außerordentlicher, 1835 ordentlicher Professor der deutschen Sprache und Literatur an der Universität Breslau. Am 4. Dezember 1843, nach zweijähriger Untersuchung, wird er ohne Pension seiner Professur entsetzt.
In den beiden Bänden seiner „Unpolitischen Lieder“ hatte er mir Schärfe, Spott und Sarkasmus alle die Mängel des damaligen Beamtenstaates Metternischer Art bloßgestellt. Das wurde ihm zum Verhängnis. – Gewaltig zündeten seine Lieder in Deutschland, die ein Niederschlag der Stimmung weitester Volkskreise waren. Der „abgesetzte Professor“, ruhelos überall gefeiert, zog als V o l k s h e l d durch deutsches Land, bald wiesen ihn Preußen und Hannover aus. Endgültig zur Ruhe kam er 1860, als der Herzog von Ratibor und Corvey ihn als Bibliothekar nach Corvey rief.